Die Gedanken sind frei – oder?
Ihr Lieben,
der heutige Morgen lief gar nicht so, wie er geplant war, da ich schon um viertel vor acht rausgeklingelt wurde von meiner lieben philippinischen Haushaltshilfe Marilou, die einmal in der Woche kommt, um mir beim Saubermachen zu helfen. Eigentlich kommt sie immer erst um halb neun, da bin ich dann auch mit meiner Meditation fertig. OK, dann halt keine Meditation am Morgen, dachte ich, doch leider ergab sich auch im Laufe des Tages keine ruhige Minute mehr. Dafür habe ich heute meine Morgenseiten geschrieben und möchte Euch meine Gedanken zu den Gedanken berichten. 🙂
Ausgiebigst habe ich mich beschwert, dass ich immer noch so unsicher bin, was meine Schreiberei angeht, obwohl ich dachte, dass ich das doch langsam mal hinter mir lassen könnte. Und diese Unsicherheit nervt mich ganz schön. Vor einiger Zeit hatte ich die Erkenntnis, dass es nämlich überhaupt nicht zufällig ist, was ich gerade denke und dass es schon gar nicht egal ist. Nein, es ist alles durch meine Seele gegeben, sogar die ganzen Zweifel und die unschönen Gedanken. Denn ich kann ja gar nicht selbst denken. Zwar funktioniert der chemische Prozess in meinem Hirn schon individuell mal mehr, mal weniger gut und es werden sinnvolle oder auch nicht so sinnvolle Verknüpfungen hergestellt. Doch die Essenz all meiner Gedanken, mein ICH BIN, wird durch meine Seele gesteuert.
Wir können es überall lesen und auch ich fühle, dass ich, wie so viele andere hier auf der Erde inkarniert sind, damit wir unser Licht verschenken. So dass wir einerseits ein Leuchtturm für jene sind, die gerade erwachen oder schon erwacht sind. Und auf der anderen Seite für uns selbst leuchten und auch für alle diejenigen, die noch nicht erwacht sind. Unsere Aufgaben hier sind vielfältig und manchmal können Sie wie eine Last erscheinen, wenn sich im Außen kaum wahrnehmbare Veränderungen zeigen oder sie gar ganz auf sich warten lassen. Dann heißt es, den Mut nicht sinken zu lassen und immer weiter an sich und an Alles-was-ist zu glauben. Wie Oliver Kahn schon 2001 sagte:
„Weitermachen! Iiiiiiimmer weitermachen!“
Gut, das war zwar ein ganz anderer Zusammenhang, aber auch damals ging es um eine Meisterschaft. Und das Zauberwort, das mir heute Abend dazu eingegeben wurde, ist Resilienz. Der Duden schreibt über Resilienz: „psychische Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.“ Gerade eben habe ich nämlich den Newsletter von Dr. Kelly Flanagan gelesen, der mich oft sehr aufbaut. Darin heißt es:
„Resilience is chosen.
Resilience is choosing to identify with the fact that we’re still standing.
Resilience is choosing to believe we’re not the bad things that have happened.
Resilience is choosing to believe we are the good thing that has survived them.
Someone once said, when we go through something we didn’t think we could handle, something in us actually does die; the thing that dies is the part of us that didn’t think we could survive it.“
In anderen Worten: Resilienz ist gewählt. Wenn wir einen Fehler machen, oder uns etwas Unschönes passiert, haben wir die Möglichkeit, uns zu entscheiden, mit was wir uns identifizieren möchten: Mit dem Fakt, dass wir einen Fehler gemacht haben, oder dem Fakt, dass wir es überlebt haben. Resilienz bedeutet, dass wir uns damit identifizieren, dass wir immer noch da sind. Dass wir uns dafür entscheiden zu glauben, dass wir nicht die unschönen Dinge sind, die uns passieren. Dass wir uns dafür entscheiden, dass wir das Gute sind, das dies überlebt hat.
„Wenn wir durch etwas gehen von dem wir denken, dass wir es nicht aushalten können, stirbt tatsächlich etwas in uns; das, was stirbt, ist der Teil von uns der dachte, dass wir es nicht überleben könnten.“
Ja und genau dafür sind wir hier. Um immer weiter zu gehen auf unserem ureigenen, persönlichen Seelenpfad. Um immer wieder durch Situationen zu gehen, von denen wir glauben, dass sie uns überwältigen. Nur, um dann gestärkter aus ihnen hervor zu treten und noch heller zu leuchten. (Kleiner Musiktipp an dieser Stelle und wenn es mal nicht so klappt: „Mach Dein Licht an“ von ich und ich.)
Doch wie kommen wir voran auf unserem Weg und wie können wir uns am besten entscheiden? Indem wir unserer inneren Stimme lauschen, die sich oft ganz offen über unsere Gedanken ausdrückt. Denn unsere Gedanken sind ganz genauso Teil unseres Herzens, es gibt keine Trennung von Körper, Geist und Seele. Wir müssen nicht alles direkt in unserem Herzen fühlen, um es als *wahr* anzunehmen – obwohl es dies erleichtert. Nein, jeder unserer Gedanken kommt im Grunde von Gott, direkt aus der Quelle. Es kommt nur auf uns an, was wir im Hier und Jetzt daraus machen.
Kennt ihr das Buch „Das unpersönliche Leben“ von Joseph S. Benner? Es wurde vor gut 100 Jahren zum ersten Mal veröffentlicht und ist ein frühes Zeugnis gechannelter Botschaften. Darin sind viele Anregungen enthalten, unter anderem eine sehr eindrückliche Erklärung, warum wir uns nicht einbilden sollten, dass wir es wären die da denken würden. Gegen solch eine kühne Behauptung rebelliert unser Verstand erst einmal, denn sie will uns – so scheint es – die Individualität und damit unsere Eigenständigkeit, unsere Souveränität absprechen. Auf so etwas reagieren wir bekanntermaßen sehr empfindlich. Wenn wir uns jedoch bewusst sind, dass wir alle Eins sind und von daher auch ein Kollektives Bewusstsein haben, wird das Ganze gleich wieder relativiert und erscheint gar nicht mehr so abwegig.
Nicht umsonst ist deshalb auch die Haltung eines Lehrers seinem Schüler gegenüber so wichtig. Michail Schetinin sagte in einem Interview, dass die Haltung der Lehrer gegenüber den Schülern ausschlaggebend über den Lehr- und Lernerfolg sei. Die Lehrer müssten annehmen, dass ihre Schüler bereits alles wissen. Also, dass Lehrer nicht überlegen oder schlauer sind oder mehr wissen als ihre Schüler. Dies könne aber nur durch ein offenes Miteinander erreicht werden. Wörtlich: „Wenn die polaren Strukturen (Kräfte) sich berühren, dann wird Wissen weiter gegeben.“ So kann „Wissensosmose“ entstehen. Dieses Konzept der Wissensvermittlung habe ich erst vor kurzem kennengelernt und es fasziniert mich sehr. Der gesamte Stoff der Sekundarstufe, z.B. in Mathematik, könne so in ein oder zwei Jahren von den Schülern – egal welchen Alters – gelernt werden. Ganz zentral ist folgende Aussage von Schetinin:
„Der Mensch weiß alles.“
Egal, was wir denken, wir wissen alles. Auch wenn wir wissen, dass wir nichts wissen. Doch das ist eine andere philosophische Betrachtung… Ein spiritueller Lehrer oder Führer weiß ebenfalls alle. Auch, dass er nicht über seinen Schülern steht. Er weiß, dass es seine Aufgabe ist, das Wissen in seinen Schülern anzurühren und sie die Verknüpfungen selbst herstellen zu lassen durch die Erfahrungen, die sie machen in ihrer eigenen Geschwindigkeit. Kein höher, schneller, besser, mehr oder minder weit aufgestiegen oder erwacht ist nötig. Nur pures Sein, Impulse geben. Und das machen viele auf ganz wunderbare Art und Weise, wofür ich mich hier von Herzen bedanke. Besonders für die vielen positiven Botschaften, die ich bekomme, lese oder im Netz finde und bei denen ich denke „Ja, genau so ist es. Warum bin ich nicht früher darauf gekommen?“, und mich dann unbändig freue, wieder ein Puzzleteil zu meiner Welt hinzufügen zu können. Wir sind alle Schüler und Lehrer zugleich.
Fühlt Euch herzlich gedrückt von
Sabine
P.S.: Das Foto zeigt den Leuchtturm auf Ameland.