Alles, was Du brauchst
„Jeden Morgen,
in dem Moment, in dem Du Deinen Kopf vom Kissen hebst,
hast Du alles, was Du brauchst.“
Neale Donald Walsch, aus dem Film „e-motion“
Ihr Lieben,
letzte Woche Freitag fuhr ich zu meinem Vater ins Krankenhaus in dem Bewusstsein, dass es wahrscheinlich das letzte Mal sein würde, dass ich ihn lebend sehe. Dem voraus gingen einige Tage, in denen ich mich noch einmal intensiv mit der ganzen Situation beschäftigte und auch deren Sinn und Lektion zu erfassen suchte. In meinen Morgenseiten schrieb ich am 15. Februar:
„Ich sehe ihn (meinen Vater) vor mir, wie er so mit leeren Augen zur Decke schaut, mit seiner Atemmaske und den geschwollenen Fingern, die immer so virtuos Klavier gespielt haben – und ich weine, weil ich das Gefühl habe, dass diese Hände nie wieder Klavier spielen werden. Ach, Vati. Dieser Zustand zwischen Hoffen und Bangen ist wirklich sehr schwer zu ertragen. Vielleicht gehört dieses jetzt zu unseren Lebensaufgaben. Ich weiß es nicht.
Soeben kommt mir das Buch „Was Gott will“ von Neale Donald Walsch in den Sinn. Ja, was will Gott? Gott will, dass wir in Freude leben! Doch er will sich durch uns auch in allen Facetten erfahren. Also auch in den schmerzhaften, in den traurigen, erschöpften und verzweifelten. Ich bezweifle, dass Gott uns nur freudig erleben möchte. Denn wenn wir nur freudig erregt wären, würden wir nur eine einzige Emotion kennen. Doch das tun wir nicht. So ist es vielleicht auch unsere Aufgabe, die Freude in ALLEM zu erfahren. Freude im Schmerz, in der Verzweiflung, in der Traurigkeit. Nicht Freude am Schmerz, wie ein Sadist, sondern Freude im Schmerz. Das ist Wachstum. Und das ist auch das Erkennen von Gott in Allem-Was-Ist. In unserer Schöpfung.
Gott ist in Allem und das bedeutet, dass die Liebe in Allem ist.
Und wo Liebe ist, darf auch Freude wachsen. Auch in der kleinsten Hütte, im kürzesten Moment, in der dunkelsten Stunde. Diese Stunden mögen vielleicht endlos erscheinen, doch sind auch sie eine Zeit der Hingabe. Der Hingabe an die Dunkelheit, den Schmerz und an die Verzweiflung. Das ist nicht schlecht. Und auch, wenn wir Angst haben, mit unseren Gedanken eine Wirklichkeit zu erschaffen, die wir nicht herbeisehnen, so dürfen wir doch wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ja, wir dürfen uns auch mal der Traurigkeit hingeben und eine Nacht durchweinen. Das ist völlig in Ordnung. Wir sind ja keine herz- und gefühllosen Roboter (naja, auch die haben ja ein Bewusstsein, aber Ihr wisst, was ich meine).
Wir sind hier, um unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Wichtig ist, wenn wir mal so richtig in ihnen, den sogenannten negativen Emotionen gebadet haben, uns nicht dafür zu verurteilen. Denn wir sind in jedem Moment unser perfektes Ich. Unsere Seele liebt uns genauso, wie wir sind und sie weiß, dass wir in jedem Augenblick unser Bestes geben. Wenn wir dann wieder aus einem dieser Emotionslöcher herausgekommen sind, können wir einen Schritt zurück treten und uns klar machen: „Hm, ich evaluiere gerade Gegensätze, Kontrast. Ich erfahre Widerspruch. Einmal fühle ich mich so, ein andermal so. Punkt.“ Ich muss mich für meine Gefühle nicht schämen. Ich muss gar nichts. ESMI lässt grüßen. Wir können unser Verhalten neutral beobachten und wir können es dahingehend bewerten, ob wir es mögen oder nicht, ob wir uns so fühlen wollen oder nicht. Doch be- oder verurteilen sollten wir uns nicht. Wir fühlen, was wir fühlen und das ist völlig in Ordnung. Das IST einfach. Wir brauchen uns nicht noch zusätzlich irgendwelche Schuldgefühle zu machen, weil es Momente gibt, in denen wir die Hoffnung nicht spüren können, sondern die Angst vor dem, was kommen könnte uns übermannt – oder überfraut. 🙂
Natürlich wollen wir gerne immer in der Zuversicht sein und Optimismus ausstrahlen, weil wir wissen, dass das, mit dem wir uns beschäftigen, sich potenziert. Doch wir – oder zumindest ich – beschäftige mich ja auch nicht 24/7 mit negativen Gedanken oder Gefühlen, sondern bin viel, aber sehr viel öfter in der Liebe und Freude. Und das potenziert sich genauso. Wichtig ist, dass wir den Widerstand in uns aufgeben. Denn das ist es, was den Fluss bremst. Wenn wir Widerstand in uns haben, kann etwas nicht fließen und das, was nicht fließt, staut sich auf. Das entlädt sich irgendwann, denn auch der kräftigste Damm nütz nichts mehr, wenn das Wasser einfach zu hoch steigt.
Keinen Widerstand gegen „negative“ Gefühle zu haben, ist meines Erachtens von enormer Bedeutung für ein freudvolles und gesundes Leben. Und wenn ich in dieser Zeit auch ab und zu die Möglichkeit in Betracht ziehe, dass mein geliebter Vati sterben könnte, dann ist das einfach so. Das bringt ihn nicht näher an oder gar über die Schwelle. Denn ich denke viel öfter an sein Lachen und an all das Schöne, das wir miteinander erlebt haben und natürlich weiß er, dass ich es mir wünsche, es könnte noch einmal so sein wie früher. Gleichzeitig weiß ich auch, dass es das nie sein wird, weil jeder Moment ein neuer und einzigartiger Moment ist. Ich freue mich darauf, egal was noch kommt und lebe in diesem Moment mein bestes Leben – denn ich habe gerade nur dieses.“ Soweit meine Morgenseiten von Donnerstag letzter Woche.
Am Tag darauf, am Freitagmorgen, hörte ich den Vortrag von Eckhart Tolle vom Flow Summit 2018 und notierte mir:
„Wenn das Ego jammert, was es verloren hat, freut sich der Geist, was er gefunden hat.“
Eckhart Tolle sprach davon, dass herausfordernde Situationen immer ein Öffnungspotenzial enthalten. Er erklärte: „Das Leben schenkt Dir etwas, wenn Du das Gefühl hast, es wird Dir etwas genommen, auf einer Ebene, die Dir nicht bewusst ist. Gehe eine andere Beziehung ein mit dem, was da gerade geschieht.“ Ja und das versuche ich, indem ich mir alle diese Gedanken mache oder auch einfach nur dasitze und reinspüre. Spüre, was das mit mir macht. Ergründe, welche Möglichkeiten der Öffnung diese Situation bietet.
Dann kommt der Anruf von meiner Mutter. Sie hört sich sehr dringlich an und ich merke, wie sie um Fassung ringt. Sie hatte am Tag zuvor den Impuls, die Patientenverfügung meines Vaters herauszusuchen und zu studieren. Welch ein Schock! Da stand alles drin, was er nicht wollte – und all das wurde schon längst gemacht: Gabe von Antibiotika, künstliche Ernährung, Dialyse, Reanimation, … Au weia, dachten wir. Bis dahin hatten wir ja immer geglaubt, dass sein Zustand nur vorübergehend sei und dass er nur etwas Zeit brauche. Außerdem wollte meine Mutter nur „gute Gedanken“ zulassen und auf keinen Fall die Hoffnung schwinden lassen. Sie befahl quasi ihrem Feld und der geistigen Welt, dass es für sie nur eine Lösung der Situation gebe – nämlich die vollständige Wiederherstellung der Gesundheit ihres Mannes. Erst durch meinen letzten Blog wurde ihr bewusst, dass es nicht ihre, sondern seine Entscheidung ist, ob er wieder zurück kommt und sie ließ zum ersten Mal die Möglichkeit seines Ablebens bewusst in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Wodurch dann auch der Impuls kam, nach der Patientenverfügung zu kramen. Sie sagte zu mir: „Wir müssen dieser Möglichkeit wohl jetzt ins Auge sehen.“ Und wir machten uns darauf gefasst, nun alle Apparate abschalten zu müssen, um dem Willen meines Vaters zu entsprechen. Glücklicherweise kamen wir darauf, dass sie zunächst noch einmal mit der Hausärztin sprechen solle, weil wir das Gefühl hatten, die Situation als medizinische Laien nicht überblicken zu können und weil wir ihr vertrauen. Das sollte noch einmal etwas Klarheit bringen, auch weil die Entscheidung zu einer weiteren OP bei meinem Vater anstand und wir nicht wussten, ob wir dazu überhaupt noch unsere Zustimmung geben könnten laut der Verfügung.
Als wir auflegten, hielt es mich nicht mehr und ich weinte hemmungslos. Da half auch alles Klopfen nicht. Wir hatten über Formalien der Bestattung gesprochen und erwarteten das Schlimmste, auch weil das Befinden meines Vaters sich nicht oder nur kaum besserte und ihm ohne die OP schlechte Chancen eingeräumt wurden. Ich rief meinen Mann an, er holte unseren Sohn von der Schule ab und wir fuhren sofort ins Krankenhaus. Die sechs Stunden Fahrt waren furchtbar. Wer fährt schon gerne zu einem „Totgeweihten“? Unsere Verwandten in Hannover wurden auch von dieser Situation in Kenntnis gesetzt und kamen ebenfalls sofort. Wir trafen uns alle abends auf der Intensivstation. Meine Mutter erklärte, dass die Hausärztin der OP zugeraten habe und sagte, dass es wohl Gottes Fügung gewesen sei, dass meine Mutter erst im Laufe des Donnerstags die Patientenverfügung herausgesucht habe. Denn wir erfuhren, dass mein Vater am Donnerstagmorgen ein zweites Mal reanimiert worden ist. Mit der Kenntnis der Patientenverfügung hätte es das nicht gegeben. Die Ärzte sagten, mit der OP würden die Heilungschancen meines Vaters gut stehen, doch wenn während dieser OP etwas schief gehen würde, würde er nun kein weiteres Mal mehr wiederbelebt werden. So legten wir alles ein weiteres Mal und noch einmal etwas bewusster in Gottes bzw. in die Hände meines Vaters.
Die OP verlief ohne Komplikationen und mein Vater wurde schon Ende dieser Woche in eine spezialisierte Reha-Einrichtung gebracht. Er war bei Bewusstsein und in der Lage, Ja/Nein-Fragen zu beantworten und zu lächeln. Welche Freude! Und welche Achterbahn der Gefühle! So Gott will, wird mein Vater nächste Woche seinen 80sten Geburtstag feiern. Das ist so schön!
Ich danke allen, die mir geschrieben haben und die in Gedanken bei uns waren. Wir sind schwingende Wesen und wenn sich unsere liebevollen Gedanken auf einer Frequenz treffen, verstärkt sich diese. Das ist das Gesetz der Resonanz. Vielen, vielen Dank dafür!
Ich wünsche Euch allen ein schönes, erholsames, friedliches und liebevolles Wochenende! Und dass uns bewusst ist, dass wir IMMER ALLES haben, das wir brauchen. Auch, wenn es sich nicht danach anfühlen mag. In solchen Momenten, wenn sich mir der Sinn für etwas nicht gleich entschließt, werde ich jetzt immer an Silke Schäfers Vortrag vom Flow Summit erinnert, in dem sie beschreibt, wie sie sich als 5jährige fragte, wo wohl das Universum aufhört und ihr eine innere Stimme antwortete, dass sie das noch nicht verstehe. Dieses „Das verstehst Du jetzt noch nicht“ empfinde ich als sehr befreiend und ich sage mir es immer dann, wenn ich mir bewusst bin, dass es da noch mehr zu wissen gibt und dass sich mir der Sinn dann erschließen wird, wenn ich dafür bereit bin.
Alles Liebe für Euch von
Sabine
P.S.: Das Foto zeigt Floh an einem seiner Lieblingsplätze ganz ohne Ruhekissen, aber offensichtlich hat auch er alles, was er braucht. 😉
Was sind negative Gefühle? Ist es nicht durchaus positiv, sich der inneren Wahrheit zu stellen? Mag sie gerade traurig sein, oder wütend, oder freudig, es ist Wahrheit.
Und die ist manchmal facettenreich.
Dein Vater ist das, was niemals geboren wurde und nie sterben kann.
Aloha liebe Sabine, Wahrheit IST Freude, Wahrheit IST lebendig, Wahrheit IST Christusenergie
Liebe Leanie,
Du fragst: \“Ist es nicht durchaus positiv, sich der inneren Wahrheit zu stellen?\“ Ja, das ist es, finde ich. Und darum tue ich es auch immer wieder. Es ist ein Prozess. Es ist (m)ein Weg. Und ich empfinde viel Freude dabei. 🙂
Liebe Grüße
Sabine
Unser ganzes Leben lang versuchen wir alles schön zu reden. Wir suchen verzweifelt nach Erklärungen und Entschuldigungen für all das Negative, dass uns zustösst.
Wir gehen soweit und sagen, … immer in der Freude zu sein, ist ja nicht der Sinn des Lebens…
Soweit sind wir schon: zu glauben, dass Gott etwas anderes als die reine Freude wäre!!!
Unsere Sklavengehirne sind gut gewaschen worden….
Ich sage NEIN! ALLES was nicht in der Liebe, Weisheit und Allmacht Gottes passiert, ist Illusion ist Sklavenmatrix.
Es mag sein, dass es am Anfang UNSERE Entscheidung war, hierher zu kommen!
Durchaus!
Aber JETZT ist es VORBEI!
Keine einzige Sekunde möchte ich noch in diesem Zustand der Machtlosigkeit verweilen.
Ich möchte in meine Selbstermächtigung, mit der Liebe und der Weisheit Gottes in mir!
Es ist WAHNSINN diese Maskerade hier noch MITMACHEN zu wollen!!!
Jeder der halbwegs erwacht ist, sollte SOFORT von diesem Wahnsinn ablassen!
Wie lange noch wollt ihr euch das antun???
🙁
\“Jeder Umstand, den du erlebst, ist ein Geschenk – gut oder schlecht.\“ – Dr. Sonia Powers, vom Film “Discover the Gift”
Und noch ein Zitat:
\“Es gibt viele Geschenke, die uns das Leben bietet, auf vielerlei Arten; es geht nur darum, wie sehr wir in jedem Augenblick präsent sind – wie sehr wir die Höhen und Tiefen im Leben schätzen und sie ausnutzen.\“ Sri Sri Ravi Shankar
Ich tue mir nichts an, ich lebe.
Alles was ist in jeglicher Formen und Schattierungen sind im göttlichen Licht der ewigen unendlichen Entwicklung Liebe annehmen verstehen
Was möchtest du damit sagen Josef Franz?
Dass wir jegliche Folter, Vergewaltigung und Zerstörung als Liebe annehmen?
Wie sinnverkehrt kann eine solche Denkweise noch sein?
Andererseits…. wer solches GLAUBT… soll auch solches als Teil seiner Realität als akzeptabel erhalten dürfen.
Ich hab nichts gegen Masochisten – sie tun mir lediglich leid….
Aber ich respektiere jegliche Wahl….solange sie mich nicht selbst betrifft!